Mittwoch, 22. Januar 2014

Psychische und physische Herausforderung in Australien

Manu:
Mein längster Flug bisher - 8 Flugstunden über Nacht von Kuala Lumpur nach Melbourne. Davor 2 Stunden von Langkawi nach Kuala Lumpur. Anstrengend. Aber wie schön ist es doch, am Flughafen von einer guten Freundin abgeholt zu werden! :)
Lange musste sie warten, da die Immigration in Australien ziemlich strenge Kontrollen hat und doch einige aus Asien nach Australien fliegen...erleichtert fielen Lidija und ich uns in die Arme. Ein Schild hatte sie auch bei sich: "Welcome in Australia - Worldtravellers!"
Zwar konnten wir in der Nacht kaum schlafen und Dank Billigairline gab es auch nichts zu Essen und Trinken (es sei denn man zahlte...), trotzdem konnten wir nicht nein sagen, als es hieß wir könnten doch gleich mit zum Weihnachtsbrunch kommen. Und da stand doch auch tatsächlich ein Weihnachtsbaum im Wohnzimmer und ein Strumpf hing - bummvoll- für uns da! Als wir unser Zimmer betraten, dachten wir schon wir wären in einem Hotel - ein liebevoll hergerichtetes Bettchen, Handtücher usw. Ein gemütliches Bett - gut für mich - da wusste ich allerdings noch nicht, dass ich demnächst knappe zwei Wochen darin verbringen würde.
Seltsam fühlten wir uns schon, als wir so durch Melbourne fuhren - wir waren halt wieder in der ersten Welt. Beim Familienbrunch in einem Pub sahen wir die stolzen Preise der Speisen, Menschen die einander Geschenke überreichten und dabei nicht einmal eine Miene verzogen. Irgendwie fühlte ich mich schon seltsam hier. Strenge Regeln, Kontrollen und Strafen gibt es hier.
Schon als wir über Australien flogen, dachte ich mir - eueu. Na das ist aber eine Einöde hier. Flach, Steppe, trockene Ebene und das zig tausende Kilometer. Und noch dazu die vielen Waldbrände und giftigen Tiere. Was fasziniert die Menschen nur, nach Australien zu reisen?
Australien zählte ehrlich gesagt eigentlich nie zu meinen Reisezielen, nur die Verlockung eine Freundin zu sehen, der billige Flug und eine eventuelle Weiterreise nach Neuseeland liessen mich hier landen.
Die ersten Tage erholten wir uns, faulenzten - besuchten Kängurus und den Strand, kochten und speisten gut (wobei Australien kulinarisch meiner Meinung nach nicht sehr viel zu bieten hat, es sei denn man kocht selber). Ich durfte sogar mal mit zu Lidijas Arbeit in ein Pflegeheim, wo ich mit den alten deutsch-englisch-sprachigen Herrschaften Spiele spielte und mich unterhielt.

Jonathan:
Von Asien nach Australien ist es zwar nur ein billiger Flug, aber trotzdem reist man in eine andere Welt. Australien ist einfach riesig, alles ist riesig im Vergleich zu Südost Asien. Die Häuser, die Straßen, die Menschen, einfach alles ist groß und reich. Zumindest in Victoria, das kleine "Bundesland" ganz im Süden des Kontinents. Nach so einer langen Reise genossen wir den Wohlstand und die mütterliche Art wie wir von Lidija und Brent aufgenommen wurden.
Über das Internet fing ich bald an Arbeit zu suchen, das war der eigentliche Grund um nach Australien zu fahren. Geld! Es lässt sich relativ gut und leicht Geld verdienen in Australien, zumindest wenn man unter 30 und nicht österreichischer Staatsbürger ist. Mit einem deutschen Pass kann man ein Arbeitsvisum beantragen mit einem österreichischen nicht. Und so kam es, dass ich derjenige war der Das Geld beschaffen musste. Bei meiner ersten Arbeit in Melbourne als "Salesman" ging ich leer aus und nach dem zweiten Arbeitstag kündigte ich wieder.

Fröhlicher Ausflug zu der Great Ocean Road
Statt zu arbeiten machten wir gemeinsam mit Lidi einen kurzen Urlaub an die great ozean road. Eines der Highlights von Australien ein wunderschöner Küstenstreifen mit einer schönen historischen Straße und grandioser Natur.Wir hatten eine sehr schöne Zeit und das enorme Glück ein Koala-Baby zu treffen und zwar eines das nicht schläft sondern aktiv den Baum hoch und runter kletterte. Für ein Tier das bis zu 20 Stunden am Tag schläft ist das wirklich Glück.

Manu:
Danach ging es auf zur Küste - und ja, die ist wirklich sehr beeindruckend. Irre sind auch die vielen BBQ's die einfach gratis benutzt werden konnten sowie ein paar gratis Campingplätze entlang der Great Ocean Road. Und - das muntere Koala-baby war natürlich auch ein Highlight. :)

Aborigines sahen wir zwar immer wieder mal, aber deren Kultur und Anwesenheit scheint bei den Aussies nicht sehr stark anerkannt zu sein.

Was für ein Glück! Ein munteres Babykoala in Freiheit :)
Kaum vom lustigen Ausflug zurückgekommen, spürte ich einen verdickten Lymphknoten an meiner rechten Halsseite. Es war nicht weiter verwunderlich - ging doch sehr viel Wind an der Küste und bei der Hitze waren die Klimaanlagen überall auf Vollbetrieb. Aber er wurde immer dicker - und es blieb nicht nur bei einem Lymphknoten - mein ganzer rechter Hals schwoll die kommenden Tage so dick an, dass ich schlussendlich kaum mehr meinen Mund zum Essen öffnen konnte. Zunächst probierte ich alle Hausmittelchen aus - dachte ich doch, es sei eine Bombenverkühlung die sich da ankündigt. So schlief und trank ich viel, machte Zwiebelwickel und Inhalierte etc...und nebenbei hielt ich Rücksprache mit meinen drei lieben Ärzten und Krankenpfleger Daddy in der Heimat! Danke noch mal hierfür für eure Unterstützung und Ratschläge!
Nach einer Woche Herumpfuscherei ging ich also zum Arzt. Dazu muss man sich zunächst ein "Appointment" ausmachen. Da ich keine Australierin bin, musste ich natürlich alles zahlen - netterweise wurde ich stets gefragt, ob ich denn eh eine Versicherung hätte, die für die Kosten aufkommen würde...ja, die hatte ich und "endlich" kam sie mal zum Einsatz ;)
Was aber war die Diagnose? Die bleibt bis heute unbekannt...
Blut- sowie Ultraschalluntersuchungen ergaben nichts. Ich hätte eben irgendwo im Körper eine Entzündung gehabt - warum, weshalb und wo bleibt eher ein Rätsel. Aber durch die Antibiotika, die ich ziemlich lange nehmen musste, wurde ich wieder gesund.

Jonathan:
Nach dieser Zeit wurde der Australien Aufenthalt mühsam und bis dahin der Teil der Reise der mir am wenigsten gefiel. Vom Inneren Krieg den Lidi mit sich führte wusste ich, aber dass auch wir direkt davon betroffen werden können wollte ich nicht so richtig glauben. Aber so geschah es, wir waren einfach zu lange bei ihnen zu hause. Ich fand nicht so dir richtige Arbeit und Manu wurde krank, noch dazu war es doch recht angenehm ein Zuhause zu haben und so geschah es, dass Lidi´s bevorstehende Hochzeit, wir und ihre psychischen Probleme zu viel waren und der Urlaub und die gemütliche Zeit endete abrupt in einem schrecklichen Streit.

Manu:
Noch während ich krank war, kam es leider neben des physischen Kampfes auch zu einem entsetzlichen Streit mit meiner Freundin, der hier etwas Komplex und schwierig wiederzugeben ist.
Nur so viel: wie kennen uns schon über 10 Jahre und immer wieder kam es zu solch derartigen hysterischen Ausbrüchen, nach denen ich schon öfter den Kontakt abbrechen musste - weil ich ihr dabei leider nicht helfen kann und sie auf ihre gesamte nächste Umwelt - sprich auf ihre nahestehenden Freunde - losgeht.

Mein Aufenthaltsort für 2 Wochen
Jonathan:
Brent brachte uns nach dem Streit zu seinen Eltern wo wir in Sicherheitsabstand von Lidi unsere Abreise vorbereiten und nebenher Manu´s Geburtstag feiern konnten. Brent´s Eltern kümmerten sich sehr gut um uns und hielten uns bei Laune indem sie uns die Umgebung zeigten und einfach da waren zum Tratschen.

Mein 29igstes Geburtstagsfrühstück


Manu:
Von den Medikamenten und dem Kampf mit Lidi geschwächt mussten wir also flüchten...die letzten Tage in Australien waren sehr schwer für mich. Da ich nicht vollständig fit war, musste ich mir eine bequeme, erholsame Alternative überlegen - allerdings fürchtete ich mich auch vorm alleine weiterreisen. 
Mein 29. Geburtstag zählte daher nicht wirklich zu den Besten. Noch dazu überkam mich die (wahrscheinlich typische) Frauenkrise. Fast 30! Und noch keine richtige Familie, geschweige denn ein Zuhause...
Und so buchten wir für mich Flugtickets nach Neuseeland und zunächst war ein Wiedersehen mit Jonathan erst 2 Monate später in Indonesien geplant....


Jonathan:
Nach ungefähr einer Woche entschieden wir uns endgültig, dass ich einfach auf gut Glück nach Shepparton in die "Fruitpicking- Hauptstadt" reiste und Manu nach Neuseeland flog, wo sie wieder von Freunden, in dem Fall Shayna und Familie aufgenommen wurde.  Ich hingegen landete erst einmal im Wald an einem Fluss, dort wo viele Backpacker landeten die auf Jobsuche waren und sich kein hostel leisten wollten. Die meisten hatten allerdings ein Auto als Schlafplatz. Ein riesen Vorteil, wenn man einen Fruitpicking Job sucht.
Manu fliegt alleine weiter
Und so ging ich, verzweifelt doch in ein Hostel. Ein sogenanntes working hostel, wo einem gleich Arbeit vermittelt wird. Allerdings war in meinem Fall die Arbeit, Tomaten pflücken, so schlecht bezahlt, dass ich den Großteil des Gehalts nur zum Abzahlen des hostels und zum Essen kaufen, verwenden musste. So konnte es natürlich nicht weiter gehen, denn in meiner verzweifelten Lage ohne Geld in einem der teuersten Ländern der Welt, wollte ich nicht länger sein, also buchte Manu schon einen Flug für mich raus aus der Hitze nach Neuseeland. Desshalb hatte ich nur begrenzt Zeit, genug Geld zu verdienen. Glücklicherweise konnte ich die letzten Wochen in einem uralten heruntergekommenen Wohnwagen auf einer kleinen Farm leben. Hier durfte ich Auberginen, Äpfel und Birnen pflücken und gleichzeitig konnte ich, nur mit einem alten Fahrrad 10 km ins Dorf, was bei der Hitze kein Vergnügen war. Ich war also gezwungen zu sparen und das war gut so.
Arbeiten konnte man meistens nur Vormittags. Ab Mittag hatte es über 40°C, Schatten gab es auf den Feldern keinen, also ab in den Wohnwagen und Däumchen drehen, fernschauen, lesen, schlafen.

So vergingen die zwei übrigen Wochen irgendwie doch recht schnell. Der Abschied von Australien viel mir auf jeden Fall nicht schwer. Ganz und gar nicht, denn Manu hatte wieder mal ihr Organisationstalent spielen lassen und uns einen netten Aufenthalt auf der Nordinsel organisiert.