Donnerstag, 30. Mai 2013

Vierzehnte Etappe: Rad-Endetappe durch das bergige Armenien


Armenien: das Land zwischen den Fronten
We did it! Zielankunft am Sevan See

Unsere Esek's (türkisch: Esel) kurz vorm Ziel

Jonathan:
Von Armenien habe ich nicht viel gewusst, nur dass es ein armes kleines Land ist, dass es früher Teil der Sowjetunion war und solche Dinge.
Jetzt weiß ich mehr. Die Gegend in der sich Armenien befindet ist wie eine Pufferzone von drei Großmächten. Hier treffen sich die arabische, die türkische und die russische Großmacht. Und so kam es, dass sämtliche Konflikte hier ausgetragen wurden. Die Armenier waren nie unabhängig genug um ihre Gegend vor den Konflikten der Großmächte zu schützen. Und so kam es, dass Armenien erst seit 1991 ein unabhängiges Land ist. Das Gebiet in dem Armenier lebten ist eigentlich viel größer als das heutige Land. Armenien ist eingezwickt zwischen zwei Ländern mit denen es sich zerstritten hat. Die Grenzen nach Aserbaidschan und in die Türkei sind geschlossen. Nur nach Georgien und Iran sind die Grenzen geöffnet. Die Wirtschaft ist schwach und die meisten Menschen sind arm.Nichts desto trotz sind die Armenier ein sehr hilfsbereites und freundliches Volk. Ab und zu tappten wir in die Touristenfalle, aber die Menschen die nicht vom Tourismus leben waren sehr nett und hilfsbereit.Die ersten Tage auf dem Fahrrad durch Armenien waren kalt und durchwachsen. Die Sonne zeigte sich nur sehr selten. Regen war unser ständiger Begleiter. Auf die Berge waren wir innerlich vorbereitet. Unser "kaspisches Meer"- den Sevan See im Visier radelten wir fleißig durch Regen und Berge. Eine kleine Abwechslung war der Besuch beim Sanahin Monastery und die abenteuerliche Gondel auf dem Weg dort hin. 
Abenteuerliche Gondelfahrt

Klöster und Kirchen sind übrigens die Schätze Armeniens. Viele von ihnen sind ein Unesco Welt Kulturerbe und mit ihnen versucht Armenien den Tourismus anzukurbeln. Die meisten Armenier bekennen sich zum orientalisch - orthodoxen Christentum. Armenien ist auch das erste Land, welches das Christentum zur Staatsreligion ernannt hat (301). Die meisten Klöster stehen weit weg, oft an sehr ausgesetzten Stellen mit traumhafter Aussicht. Mit dem Fahrrad dort hin zu kommen ist daher eine sehr große Herausforderung.
UNESCO Sanahin Monastery

Der Sevansee begrüße uns mit einem Regenschauer. Nichts desto trotz versuchten wir in Feierlaune zu kommen und unser Reiseziel zu zelebrieren. So richtig geglückt ist es nicht. Kein Baden im kühlen See, nichts mit in der Sonne, am Strand liegen - stattdessen waren wir irgendwo versteckt in einem kleinen Wald im Zelt.
Über eine holprige von Schlaglöchern übersäte Seitenstraße fuhren wir am nächsten Tag weiter, die Gewitterwolken im Nacken, die uns auch immer wieder einholten. Sie bescherten uns dafür eine nette Bekanntschaft mit einem Tankwart, bei dessen Tankstelle wir Schutz suchten. Wir durften in sein kleines Zimmerchen in dem nicht viel mehr war als ein Stuhl, ein Tisch, auf dem ein Computer stand der die Zapfsäulen überwacht, ein Bett und eine wacklige Metallbox für das Geld. Unterhalten konnten wir uns gut, weil er eine Bekannte anrief die Englisch konnte, und so redeten wir mit dem Handy hin und herreichend bis der Regen nachließ.


In Yerewan hatten wir das Glück bei einem armenischen Amerikaner zu wohnen. Die Hauptstadt Armeniens ist sehr schön und erstaunlich wohlhabend. Viel sieht man nicht von der ländlichen Armut. Wir verbrachten viel Zeit in und rund um Yerewan.
Ankunft in Yerevan

Bei unserem Gastgeber konnten wir unsere Räder und unser Gepäck unterstellen um für unsere Ausflüge in die Umgebung nur das wichtigste mit zu nehmen. Zuerst fuhren wir mit dem Fahrrad nach Khor Virap das Kloster am Fuße des Ararat.

Der Ararat ist das Wahrzeichen Armeniens. Es gibt eine Ararat Bank, ein Ararat Bier, Ararat Restaurants, ein Dorf mit dem Namen Ararat und vieles mehr, und doch steht der Berg in der Türkei. Er war früher auf armenischen Gebiet. Der Großteil Armeniens ist heute Türkei. Armenien und Türkei teilen sich eine sehr traurige Geschichte aber dazu nicht jetzt.
Jedenfalls verbachten wir eine schöne Zeit an diesem beeindruckenden Platz und jeder Bergsteiger der in Khor Virap ist und auf den Ararat sieht, dem wird das Wasser im Mund zusammenlaufen so schön ist dieser Berg!
խոշոր Արարատի
Büyük (5137m) Ağrı Dağı
Großer Ararat

Der Nächste Ausflug ging per Bus und Autostopp nach Geghard - ein weiteres Kloster, mindestens genauso beeindruckend, denn es ist aus dem Felsen heraus gemeiselt. Mehrere Räume mit Säulen und geschmückten Wänden, alles aus dem Fels gemeiselt, eine Meisterleistung. Ich war bis jetzt nie in Klöster und Kirchen interessiert, aber die hier in Armenien sind wirklich sehenswert!

Aus dem Plan irgendwo dort in der Schlucht zu übernachten wurde nichts, wir wurden eingeladen von einer sehr netten Familie und durften mit ihnen so richtig feiern - einfach nur feiern, weil wir existieren. Am nächsten Tag brachten sie uns wieder hinauf in die Berge, wo wir unsere Wanderung fortsetzten.
Hier der Link zum Video das ich für sie gemacht habe:
http://www.youtube.com/watch?v=4KzRthKtLMY
Thumbnail
Erlebnisse wie diese machen die Reise wertvoll und unvergesslich, wir hatten eine Menge Spaß obwohl wir kein Armenisch, oder Russisch können und sie konnten nur 5 Worte Englisch. Genug für einen unterhaltsamen Abend.
Unser dritter Ausflug führte uns in den Süden Armeniens. Goris ist eine kleine Stadt von der es nur noch ein Katzensprung in den Iran, nach Aserbaidschan, oder in die Region Nagorno- Karabakh, ein Land, welches von der internationalen Gemeinschaft nicht anerkannt wird und eigentlich nur mit armenischer Hilfe überlebt.
Goris selbst wird begrenzt durch eine wunderschöne Berglandschaft und Steintürmen die denen von Kappadokien in der Türkei um nichts nach stehen. Genau dort stellten wir unser Zelt auf, um am nächsten Morgen früh genug nach Tatev, das Kloster aller Klöster in Armenien, aufzubrechen. Vom Kloster weg planten wir eine lange Wanderung entlang einer imposanten Schlucht. Der Plan ging auf, aber nicht ohne Schwierigkeiten. Das Wetter hat uns wiedermal eine Lektion erteilt: Auf über 2000hm ist es kalt, wenn es regnet und alles nass ist! Außerdem verloren wir den Weg und wir landeten an einem steilen rutschigen Hang mit extrem dichten Gebüsch. Nach einer halben Stunde fanden wir wieder einen Weg. Die Strapazen lohnten sich. Wir wurden belohnt mit ein wenig Abendsonne, einem riesigen Regenbogen und einem Zeltplatz mit bombastischer Aussicht. Die Sachen waren alle nass aber es gelang uns ein Feuer zu machen und wenigstens den Schlafsack und die wichtigsten Sachen einigermaßen trocken zu kriegen.
Atemberaubender Blick: Vorotan Gorge

Der nächste Tag war ziemlich genau das Gegenteil: sonnig, heiß und alles klappte wie am Schnürchen. Wir fanden eine schöne Badestelle am Fluss, danach fuhren wir per Autostopp nach Yerevan zurück in unser vorübergehendes Zuhause.

Von Lilit, unserem armenischen Engel wurden wir an unserem letzten Tag in Armenien zu einem vorzüglichen Abendessen eingeladen. Lilit half uns sehr viel in Armenien und sie erzählte uns viel über Armenien und seine Sehenswürdigkeiten. Sie setzt sich stark für den Tourismus in Armenien ein. Hier ihre sehr informative Homepage:
www.wonderlandarmenia.com
Nach dem Essen fuhren wir zum Bahnhof - jeden zweiten Tag fährt ein Nachtzug nach Tbilisi. Mit unseren Fahrrädern und dem Gepäck hatten wir keine Probleme. Mit einem sehr unterhaltsamen Inder verging die Zeit recht schnell und wir landeten sicher wieder in Tifilis.

Armenische Linienbusse

Manu:
Armenien hat bis jetzt den freundlichsten Grenzübergang überhaupt. An der Grenze fragte man uns nach unser Lieblingssportmarke während nebenbei ein bunter Stempel in unseren Pass abgefertigt wird. Unsere ersten Worte mit dem Beamten: "Barhi orh" - ein Lächeln -"First time armenia?" - "yes, aaah - ajo!" - wieder ein Grinsen. "Good luck!" - darauf wir "schnorrhakalutsjun" - lautes Gelächter und fröhliches Gewinke zum Abschluss. Aber wieso denn eigentlich "Good luck" frag ich mich?...
Das Glück hat mit uns des öfteren ein bisschen gespielt: Kaum in Armenien angekommen begleiteten uns stets Regenwolken bis nach Yerevan. Ohne Geld über die Grenze, mussten wir feststellen, dass es nicht ganz so einfach ist überall Geld abzuheben oder zu wechseln - Bankomaten gibt es nur in den größeren Städten und die erste war eine Tagesetappe weit entfernt....in Alaverdi angekommen, das erste Mal im Leben 100.000!! Dram abgehoben und dabei ganz schön geschwitzt - und im Gedanken - wie viel Kohle braucht man denn eigentlich hier? ging es zur ersten - nein nicht Kebab oder Döner - hier in Armenien heißt es Shawarma-bude und zum ersten Aha-Effekt: hier ist es doch etwas billiger...
Glück hatten wir, als wir mit der Gondel zum Monastery die Schlucht rauffuhren (100Dram!=0,19Cent für eine Fahrt) und danach feststellen, dass uns ein (nicht funktionierendes) Hinterlicht und meine Katzenaugen gestohlen wurden: "eigentlich barmherzige Diebe", dachte ich mir, denn unser sämtliches Gepäck mit Wertgegenständen wurde nicht angerührt. Hatte dies etwa etwas mit dem "Good luck" des Grenzbeamten zu tun?!
Ehrung meines tapferen Esek's - versteckt,  mitten im Wald
Finale!
Die letzten Kilometer haben wir uns noch ordentlich abgestrampelt - sind 1000hm bei Nebel und eisiger Kälte rauf, fast alles wieder runter um dann wieder auf 2000m auf einen Pass rauf zu müssen, wurden dort von den Tunnelwächtern auf einen Kaffee eingeladen und sicher durch den Tunnel geleitet. Danach liessen wir gemütlich unsere Esek's (seit der Türkei, nenne ich so liebevoll meinen Drahtesel) bergab auf unser Ziel, den Sevan See zurollen. Und als er dann da war, ging mir durch den Kopf: "und das soll es jetzt gewesen sein?! Da ist das Ende?" So richtig in Feierstimmung war uns einfach nicht zumute, vielleicht auch wegen der vergangen eher trüben Tage...
Erst am nächsten Tag hat Jonathan mir eine Art Trophäe aus Birkenrinde mit vielen Blumen gebaut und wir gönnten uns Mannerschnitten, die wir kurz vor der Grenze in Georgien im Regal erblickten und unser Herz aufblühen lies. Nun ja, ein bisschen stolz auf die vergangen 220 Tage und 5700m sind wir schon :))
5700km, 220Tage, 10 Länder
Auch die letzte Nacht vor Yerevan soll uns in Erinnerung bleiben: irres Gewitter und Hagelschauer während wir im Zelt lagen - am nächsten Tag brauchten wir die rund 200m vom Acker-Zeltplatz bis zur Straße und bis wir Abfahrtbereit waren ca. 2 Stunden. Tja, der Schlamm hat einfach unsere Räder und Füße blockiert...
Outdoor-aha-Effekt: Nach einer Regennacht im Acker gibt es Schlamm!
Die ersten Tage in Yerevan waren leider sehr Nervenaufreibend: wir versuchten es zum vierten Mal bei der Botschaft von Kazakhstan - rein gar nichts stand hier auf Englisch! Und kruzifix auch rein gar nichts auf lateinischer Schrift! Ein großes Fragezeichen tat sich auf. Und als wir ein Foto machen wollten, um wenigsten die Öffnungszeiten übersetzen zu lassen, sprang jemand aus einem Auto "no! no photo!" - als wir ihm dann mit Hand und Füßen erklärten "wir können nichts lesen!!" hieß es, der Konsulat sei noch auf Urlaub und käme erst Ende der Woche...."Das gibt's doch nicht!!!"
Beim fünften Mal durften wir dann endlich auch rein: doch da das Visum hier viel teuer und der Konsulat sich -entschuldigung- NÜSSE über diverse Visumsarten auskennt, entschieden wir uns früher nach Georgien zurückzufahren um dort noch das Visum zu beantragen. Zugegeben, wir waren etwas frustriert... 
Und ja, ich war noch mehr frustriert, als wir am selben Tag bei unserem Couchsurfer-Host feststellen mussten, dass unsere sämtlichen Reifen keine Luft mehr hatten, weil (anscheinend) Jugendliche lustig sein wollten....was war denn hier nur los?!
Erst langsam und mit viel Motivation von Jonathan konnte ich mich langsam wieder aus der Tiefstimmung und Demotivation herausholen und als dann endlich wieder die Sonne schien und wir Pläne für diverse Ausflüge schmiedeten war ich wieder guten Mutes.
Während unseren Ausflügen durch Armenien wurde mir auch wieder so richtig bewusst, warum ich unterwegs war: diese wunderschöne und größtenteils unberührte Naturlandschaft, Blicke auf atemberaubende Schluchten und Berge sowie die Herzlichkeit so vieler Menschen sind so unglaublich lebensbereichernd.
Pudelnass den verdienten Ausblick, die Sonnenstrahlen und das Leben genießen
Wann seid ihr zuletzt auf einen Fremden zugegangen, habt ihm Hilfe angeboten, oder ihn/sie sogar mit nach Hause genommen um mit ihm/ihr das Leben und seine/ihre Existenz zu feiern, habt ihn/sie mit dem Auto stundenlang mitgenommen und mittendrin von einem armen Jungen auf der Straße Blumen für ihn/sie gekauft (ja, mir wurden tatsächlich Blumen von unserem netten jungen Armenier, der kein Wort Englisch konnte einfach so gekauft und überreicht! und dass, obwohl 2/3 der Armenier arbeitslos sind!) etc....
Es tut so gut zu spüren, dass soviel Herzlichkeit in allen Länder dieser Welt existiert! Lasst uns diese Herzlichkeit verbreiten!
Mein neues absolut Lieblings-Dankeswort dazu: Schnorrhakalutsjun!!
Wir satteln um!
"Aber wie geht es nun weiter?", fragt ihr euch vielleicht:
Wir satteln um!
Unsere Räder lassen wir in Tiflis stehen und unsere Packtaschen werden gegen riesige Rucksäcke ausgetauscht - ab 10.Juni sind wir also offizielle Backpacker :)
"Und wo soll es hingehen?"
Nachdem wir leider leider nicht in den Iran können und Aserbaidschan uns nicht überzeugen konnte, hat uns unser lieber Couchsurfer-Host in Trabzon Zentralasien sehr schmackhaft gemacht :) 
Ein Aufruf an euch: Falls jemand Lust und Zeit hat, uns zu besuchen - wir würden uns wirklich riiiiieeeesig freuen!! Und ehrlich gesagt täte es mir wahnsinnig gut, wieder ein bisschen Heimat um mich herum zuhaben!! :))


Hier liste ich euch unsere ungefähre Reiseroute auf (Pläne ändern sich ja immer wieder...):
Kazakhstan (ab 10. Juni; Nationalparks)
Kirgisistan (Juli; Interessant für alle Bergsteiger!!!)
Nordindien (August; wwoofen&Buddhismus)
Nepal (September; woofen&Bergsteigen- na, wer hat Lust?!)
Indien von Nord nach Süd (Anfang-Mitte Oktober)
Sri Lanka (Oktober/November; wwoofen&Papa treffen und rumfahren)
ab Mitte November bis ins Frühjahr geht es dann weiter nach Myanmar, Thailand, Laos, Vietnam & ev. weiter....

Falls ihr Sightseeing-/Geheimtipps für diese Länder habt oder uns irgendwann & irgendwo besuchen wollt: bitte melden!!!
Ihr Lieben - so wie es momentan aussieht kommen wir frühestens im Frühjahr 2014 zurück :)

Dienstag, 14. Mai 2013

Dreizehnte Etappe: Georgien: Batumi - Akhaltsikhe - Tblisi

Ankunft im 9., uns noch fremden Land - Georgien
Nachtrag vom 17.April - 06.Mai 2013
Jonathan: Georgien ist ein Land mit vielen hohen Bergen. Das kann ich jetzt bestätigen! Die ersten Wochen in Georgien waren nicht leicht für uns. Das Land ist extremer, und wilder als die Türkei. Als wir von der türkischen Grenze nach Batumi fuhren, wussten wir nicht was uns erwartet.
Seit Trabzon war das Wetter kühl und feucht. Die Bedingungen waren nicht ohne und so leisteten wir uns seit langem wieder ein Hostel in Batumi. Und siehe da, wieder trafen wir Fahrradfahrer. Zum ersten mal trafen wir einen Österreicher (mit Ski auf dem Fahrrad)! Und zwei Engländer. Mit ihnen und den Franzosen teilten wir Freud und Leid bis kurz vor Tiflis und an Freud und Leid wurde nicht gespart. Wie so oft entschieden wir uns für die abenteuerliche Straße nach Tiflis. Unsere Tagesetappen waren kurz aber knackig. Von der futuristischen Stadt Batumi fuhren wir gleich nach Osten in ein tiefes, langes Tal, welches wir bis zum Ende fuhren, um über einen mehr als 2000m hohen Pass nach Akhalzikhe zu fahren. Und von da an folgten wir dem Lauf des Flusses Kura bis in die Hauptstadt.

Batumi
Diese Etappe war meiner Meinung nach mit Abstand die Extremste. Das Wetter wollte nicht so ganz mit spielen, als wir in Richtung Pass unterwegs wahren. Die Bewohner der Bergdörfer sparen nicht mit Alkohol und so kam es, dass uns der (wir vermuten) Bürgermeister eines kleinen Dorfes mit seinem Freund und viel Schnaps im Gepäck unseren Zeltplatz besuchte.

Cachaca-Feier mit Einheimischen
Die Etappe am nächsten Tag wurde entsprechend kürzer. Für die nächsten Tage schmiedeten wir einen guten Plan, wie wir den hohen Pass überqueren wollten: Am Tag eins weit hoch fahren und am Tag 2 früh aufstehen um den zugeschneiten Pass sicher überqueren zu können. Guter Plan - aber nichts wurde daraus. Wieder kam uns eine Art Bürgermeister entgegen. Diesmal ein noch höheres Kaliber. Das schwarze moderne Offroad-Auto blieb stehen und feine Herren in sauberen Anzügen stiegen aus, alle umzingelten sie den einen, wie Bodyguards. Sie putzten ihm den Sakko, hielten sein Handy, waren gute Diener. Jedenfalls dieser Herr lud uns ein im Hotel zu schlafen, das sich auf dem höchsten Punkt des Passes befindet. Es war abends aber die versprochenen 10 -12 km bergauf sollten sich knapp ausgehen. Und so schickte uns der Mann aus dem schwarzen Wagen in ein riskantes Abenteuer.

Der Bürgermeister und seine Gehilfen
Der Berg wollte nicht aufhören - aus den 10 km wurden 15 und noch mehr aus der Straße wurde ein Weg mit tiefen Wasserrinnen, gefolgt von Schneeverwehungen, es schneite und der Wind wurde stärker. Zum warm Anziehen keine Zeit, so weit konnte es nicht sein. Es war bereits dunkel. Das Hotel war zu verlockend: Ein Bett, einen warmen Raum, warm duschen...
Die Gruppe teilte sich auf, ich war irgendwo in der Mitte, immer wieder sah ich die Taschenlampe der Engländerin aufleuchten - sonst nichts. Und dann, kurz bevor ich gaanz erschöpft war kam ein alter Kleinbus angekrochen - hinten leer. Mit Hand und Füßen erklärten wir dem verdutzten Man wo wir hin wollen. Wir sammelten die anderen ein. Pete der Engländer war schon oben. Das einzige was ich noch konnte war schnell, wie ein ferngesteuerter, alles auspacken ins warme Haus bringen und hinsetzen. Und dann wurde mir übel, ich musste mich hinlegen.

Xtreme Pass - 2025m
Die restlichen Tage bist Tiflis konnte ich mich nicht richtig erholen. Aber es wurde wärmer und es ging meistens bergab und der Wind kam meistens von hinten. Bis auf eine Verkühlung, einen Platten bei mir und beim Franzosen zerschlissene Bremsbacken und Manus gebrochener Radlspeiche haben wir die Tour gut überstanden.

Platten richten
Und jetzt hat es um die 30°C und wir sind wieder in einem sicheren billigen Hostel untergebracht. Wie schön wenn ein Abenteuer gut ausgeht. Hoffentlich geht es so weiter....
Georgien's wunderschöne Landschaft
Manu: 
Ehrlich gesagt - kein schöner Abschied war's von der Türkei und ein Kulturschock für mich, als wir zur Grenze kamen. Schon an der Grenze in der Schlange zur Passkontrolle wurden wir von Georgiern? oder Russen? weggedrängt und so musste ich mich erst an diese neue Mentalität gewöhnen.... Kein Muezzin weckt uns mehr in der Früh, dafür wurden wir von Einheimischen zu Wein, Käse aber leider auch viel zu viel Chacha eingeladen - gut für uns, dass wir ab Batumi in einer 6er Gruppe unterwegs waren und zumindest wir beide von einem Kater am nächsten Tag verschont blieben....

Ösis, Franzosen und Engländer-Treffen im Hostel
Ich machte mir ein wenig Gedanken, als wir beschlossen, den südlichen Weg über einen 2000hm Pass zunehmen, obwohl wir eigentlich wussten, dass das Wetter die nächsten Tage nicht gut sein werden. Die Gruppe aber versuchte mich zu besänftigen und versicherte mir, dass wir jetzt eine Art Gemeinschaft sind und wir es also schaffen werden.... soweit gut. Nur wussten wir da noch nicht, dass ein Bürgermeister unsere gute Taktik (kurz vor dem letzten sehr steilen und langen Anstieg übernachten) mit Honig ums Maul schmieren durchkreuzen wird....und so kam es, dass wir uns alle überanstrengten - für Jonathan, der vorher schon angeschlagen war leider fatal. 

Eisige Verhältnisse
Bikergang
Er zog die Konsequenz bis nach Batumi mit und als sein Körper sich endlich wieder erholen konnte, schlugen die Viren um sich...und wie ein Faden zog sich unsere kleine Schicksalssträhne weiter - wir kamen wegen Erschöpfung zu spät zur Botschaft unseres ersten Landes, wo wir Backpacken wollen...nicht so schlimm, dachten wir - kommen wir halt zum nächsten möglichen Zeitpunkt - tja, aber seit zwei Wochen sind nun georgische Feiertage und Feiertage von dem Land, wo es hingehen soll (jaja -ihr erfährt es bald! ;)) 
So also entschieden wir uns, weiter zu reisen und es später nochmal zu versuchen. Unsere erste Probetour mit Rucksäcken ging nach Kazbegi/Stepantsminda - die Räder und Packtaschen im Hostel zurückgelassen, fuhren wir ca. 3h auf 1740hm hinauf entlang der Georgian Military Road Richtung Russland (die Grenze ist seit einem Jahr wieder offen!!). Spannend!!!! Atemberaubend! Am Pass gibt es keinen Asphalt - riesige Schlaglöcher und Bäche sowie Wasserfälle von oben rinnen charakterisieren diese einzigartige Straße. Hunderte Trucks und Autos quälen sich rauf, fahren auf die gegenüberliegende Fahrbahn, da diese um einen Hauch besser erscheint - und daneben diese wunderschöne Berglandschaft und Schluchten - alles in allem eine "Mund-offen-stehenlassende-Angelegenheit" (aber Vorsicht - es staubt! ;) )...

Mittem im großen Kaukasus
Die folgende sonnenstrahlenden Tage verbrachten wir in den von uns geliebten Bergen - schliefen in der Nähe der Gergeti Trinity Church neben einer ukrainischen Expedition auf fast 2000m, die am nächsten Tag zum Kazbek aufbrechen wollten und sich akklimatisierten, stiegen auf 3000m zur Schnee/Gletschergrenze Richtung Kazbek rauf und mussten dann aber leider wehmütig Bergsteigern zuschauen, die auf den Gipfel wollten (wo treffen wir Österreicher?? - natürlich am Berg!!!!) - wir aber haben einfach leider kein geeignetes Equipment dabei... 

Gergeti Trinity Church in atemberaubender Lage
Aber eines sind uns sicher: wir kommen auf alle Fälle wieder!! 
Mit einem Fuß schon am 5000er (Mt. Kazbek 5033m)
Zurück in Tiflis treffen wir kurz wieder auf unsere französischen Freunde, die leider einen Zahnradbruch hatten und eine Tagesetappe zurück wieder ins Hostel mussten. Ich hatte übrigens auch eine Panne nach unserem legendären Pass - eine Speiche ist gebrochen, wurde aber von flinken georgischen Fingern (die wir eeeewig suchen mussten) in Tiflis wieder geflickt :)

Begegnungen mit Einheimischen: kurz vor Tiflis wurden wir von einer georgischen Familie eingeladen - wir durften in einer schlichten Wohnung schlafen, bekamen georgisches Essen serviert und wurden am orthodoxischen Palmsonntag mit in die Unesco Kirche von Mtskheta genommen - durften dort einen Einblick in die Feierlichkeiten gewinnen. Wir hatten das Gefühl, sie wollten uns gar nicht mehr gehen lassen...didi madloba!!

Begegnung mit Einheimischen
Das Essen in Georgien ist übrigens köstlich! Es ist eine Kunst Khinkali (flüssig gefüllte Teigtaschen) zu essen ohne viel zu patzen...und die Art, wie sie ihr Brot backen - herrlich!
Nach unserem Kazbegi-Ausflug machten wir uns zum letzten Mal mit dem Rad auf den Weg ins etwas eingezwickte, ärmliche Armenien - unterwegs zu unserem Ziel...

Traditionelles Brotbacken