Dienstag, 30. April 2013

Zwölfte Etappe: Quer durch die Türkei: Lake district - Zentralanatolien - Nordostküste

Nachtrag März-14.April
Manu: Zugegeben - sehr schwer haben wir uns getan uns aus der Gemütlichkeit und der Gastfreundschaft unserer Gastgeber am Burdur See loszureißen...aber wir wollen ja noch ein kleines bisschen mehr von der Erde entdecken...bei besten Wetter und nach kurzer Einführung ins Teppichknüpfen ging es also durch den sogenannten Lake district der Türkei, weil hier viele wunderschöne Seen liegen. Unsere Wege kreuzten sich mit einem weiteren französischen Radler, der am Weg zurück in seine Heimat ist, einen Australier, der seit 8 Jahren unterwegs ist, mit gebrochenen Schlüsselbein fährt und einen Tag vor unserem Treffen seine 20.000!!! km am Rad erreicht hat. Wahnsinn! 
Übrigens an alle alleinstehenden Frauen: ich weiß jetzt wo all die gut aussehenden und aufregenden Männer stecken! :P

Ich beim Teppichknüpfen
Nun, da die Türkei doch recht groß ist und unsere Zeit auf drei Monate begrenzt war, entschieden wir uns weniger interessante Etappen (ua. eine wahnsinnig laaaaange Steppenetappe) mit dem Bus nach Konya und einen Tag später weiter nach Nevsehir zu fahren um endlich nach Kappadokien, dem größten und spannendsten Abenteuer-Kinderspielplatz für Klein und Groß zu kommen. Dort suchten wir uns eine Höhlenwohnung aus, um für zwei Nächte zu schlafen und all die Valleys zu erkunden. Unglaublich wunderschön - das Wetter jedoch leider weniger..

Uçhisar 
...und was die Türkei ausmacht sind diese wunderschönen Begegnungen mit den Menschen, die uns ein wenig kennenlernen wollten...die Firma New Holland, die Familie in Konya, die uns nicht auf unseren Couchsurfer vor der Türe warten lassen wollte, der Friedhofswächter, der mir zeigte wo ich Wasser holen kann und uns auf einen Kaffee genau im richtigen Moment, als ich von der Touristenfalle Göreme flüchtete einlud und mich wieder auf den Boden der Realität zurückbrachte...
Kappadokien - ich komme wieder!!

Chai-Einladung in der Firma New Holland
Eigentlich dachten wir, dass die Zeit in der Türkei knapp werden konnten - in Trabzon verbrachten wir einige Tage, um uns wieder neu zu ordnen. Unsere Reiseziel und unsere Reiseroute soll sich ändern...so versuchten wir zunächst das Iranvisa zu bekommen, denn in Trabzon dauert dieses zu bekommen 2h und was haben wir nicht schon für wahnsinnig spannende und aufregende Berichte von anderen Reisenden gehört, die uns alle Iran als DAS Reiseziel empfahlen. "Leider" kam uns die Wahl im Juni dazwischen und so war es uns nicht so einfach, sodass wir es aufgaben und eine neue Route überlegen mussten. 
So, nun lass ich die Katze aus dem Sack und schreibe euch, dass Aserbaidschan NICHT unser Radreiseziel sein wird. Vor allem deshalb nicht, weil das Visa teuer ist und wir uns nicht wirklich mit dem Land anfreunden können/konnten. So wollen wir lieber Armenien aufsuchen, um danach wieder zurück nach Tiflis zu kommen und weiterzufliegen - allerdings ohne unseren Rädern. Die Entscheidung fiel uns jedoch gar nicht leicht. Das Kaspische Meer als Endziel unserer Radreise wäre doch ein so Schönes...aber Pläne ändern sich. So haben wir den Sevan See als unser "Kaspisches Meer"-Ziel erwählt. Unsere weitere Reiseroute allerdings wollen wir aber noch nicht aus dem Sack lassen... ;)

Unser Dschungelcamp
Die türkische Nordküste zusammengefasst: Kühl, Regen, Wolken, Tee- und Haselnussplantagen, betrunkende Türken, türkisches Bergsteigen der anderen Art, erstes & sehr leichtes Autostoppen, Weltradlertreffen kurz vor der georgischen Grenze, ein weiterer Ösi mit Ski am Radl im Highspeedtempo von Österreich nach Georgien und der doch recht abrupte Abschied aus der Türkei...

Bicyclemeeting: Europe goes East (france-italy-austria)

Ich komme auf alle fälle wieder! Die Vanregion und Istanbul fehlen uns noch und die türkische Gastfreundlichkeit ist einfach unbeschreiblich einzigartig. Wenn ich an die Zeit vor der Abreise zurückdenke - die Türkei war für mich ein Land, dem ich eher skeptisch gegenüber stand - so sind mir die Türken in Wien eher nicht angenehm in Erinnerung...jetzt aber habe ich ein wenig mehr Einblick in deren Religion und Mentalität und ich schätze sie sehr. Ich freu mich auf ein Wiedersehen! 

Teşekkürler Türkiye!



Jonathan: In der letzten Zeit sind wir weit gekommen, ohne viel zu Radeln. Wir haben die luxuriösen türkischen Buse genommen und sind schnell im Nordosten der Türkei gelandet. 

"Ha, sogar zwei Radln passen in meinen Bus" - Gedanken eines stolzen Busfahrers
Nur die "Highlights" auf dieser Strecke haben wir mit dem Radl entdeckt. Und das hat sich auf jeden Fall gelohnt. Wir sind vom Burdursee los geradelt, vorbei am "Egirdir Gölü und am"Beysehir Gölü" Das sind zwei wunderbare Seeen, die nur wenige nicht türkische Touristen besuchen. Um von dem einen See zum Anderen zu gelangen wählten wir wieder einmal eine unserer Abkürzungen.

Egirdir Gölü 
Wie immer nehmen diese viel mehr Zeit in Anspruch als der übliche Weg. Es ging weit weit hoch über Feldwege zu einem kleinen Bergdorf. Dort sagte man uns wir seien auf der falschen Straße, wir müssten wieder zurück den Berg hinauf und dann links.... Als Trösterchen brachte uns die Frau etwas Brot und Käse. Was für ein Glück im Unglück. Wenigstens um das Mittagessen mussten wir uns keine Sorgen mehr machen.
Hindernisse wurden uns definitiv nicht erspart auf diesem Weg. Auf den letzten Kilometern landeten wir in einem Bach. Aus welchem Grund auch immer, leitete man das Wasser eines Baches genau auf unseren Weg. Umdrehen stand nicht zur Debatte die Asphaltstraße konnten wir schon sehen, also Augen auf und durch! 
Auf dem Weg in den Norden legten wir einen Stopp in Kappadokien ein. Eine Weltberühmte und einzigartige Gegend. Viele Touristen zieht es dort hin. Kein Wunder, denn die Gegend ist wirklich etwas besonderes. Historisch, geologisch, und kulturell gesehen ist das ein unglaublich besonderer Ort.  Drei Vulkane und viele viele Jahre Erosion haben diese bizarre Gegend erschaffen. Ich fühlte mich wie ein Entdecker,  überall haben die Menschen Löcher in die Felsen gebuddelt, Wohnungen mit mehreren Stockwerken, Kirchen, alles in den Fels gehauen. Nur für ein paar ganz besonders gute gelegene und gut erhaltene "Löcher" muss man Eintritt zahlen, alle anderen kann man auf eigene Faust erkunden... und der Tag vergeht wie im Fluge. Schwupps waren drei Tage vorbei und wir mussten weiter wieder in den Bus, nach Trabzon. 

Ballontouristen frühmorgens über Kappadokien
Die Übernacht Busfahrt war nicht gerade eine entspannte, aber wir haben sie überlebt und so sind wir verschlafen bei einem sehr netten "Couchsurfer" gelandet: Sedat ein Vollblut - Abenteurer  der die Welt auf dem Motorrad entdeckt. Er betreibt ein nagelneues modernes Studentenheim - das erste was man sieht wenn man es betritt, ist eine 16 m hohe Kletterwand. Das war der ideale Platz zum Entspannen!

Tja, Österreicher können's besser ;) 
Wir mussten uns allerdings den sehr strengen Hausregeln unterwerfen und so mussten wir getrennt schlafen: Manu auf der Damenhälfte und ich auf der Herrenhälfte. In der Mitte durften wir uns treffen.
Sobald wir wieder im Sattel saßen ging das Abenteuer weiter! Der nächste Couchsurfer lud uns zum "türkisch Bergsteigen" ein: Wir fuhren mit einem angeheiterten, übernächtigten Fahrer auf den Berg aßen, tranken vertraten uns die Füße und fuhren wieder zurück ins Tal. Ich war froh, als wir wieder daheim bei unseren netten Gastgebern waren.

Türkisches Bergsteigen mit Barbeque am Karagölü
Übrigens haben wir zum ersten Mal in der Türkei unser Glück mit Autostoppen versucht und es war typisch türkisch würde ich sagen: Wir waren 5 Leute und wir starteten um halb elf Abends - kein Problem für den netten Fahrer in dem kleinen Wagen, der schon nach 2 Minuten anhielt. Und auf der Rückfahrt waren wir zu viert - kein Problem für den LKW, der eigentlich sofort anhielt. Sie waren zwar schon zu zweit aber für uns zwei und die zwei Südkoreanerinnen räumten sie das Bett hinter den Sitzen schnell leer und irgendwie passten wir alle 6 gut hinein. Alle hatten Herzklopfen, als wir die Polizei am Straßenrand sahen. LKWs werden oft angehalten. Schnell das Innenlicht ausmachen und hoffen.... Glück gehabt - uns wollten sie nicht kontrollieren. 
Auf den letzten Km in der Türkei hatten wir das Glück ein französisches Pärchen auf Fahrrädern zu treffen - auf einmal waren sie hinter uns und seitdem reisen wir gemeinsam...

Der Abschied fiel schwer...