Montag, 3. Dezember 2012

Siebente Etappe: Albania - Macedonia - Albania

Familienatmosphere im Hostel Florian, Shkodra
Unterwegs in die Berge Albaniens
Manu: ....von den Bergen und der wunderschoenen Landschaft Montenegro's beeindruckt, radeln wir bei duesteren Verhaeltnissen, dunklen Gewitterwolken in ein uns voellig unbekanntes Land: Albanien.
Die blutrote Nationalflagge mit dem Doppeladler erinnert uns an eine Piratenflagge - beinahe jedes Haus zeigt sich uns beflaggt. Ein mulmiges Gefuehl tut sich bei uns auf. Was haben wir bisher alles von Albanien gehoehrt? Arm soll es sein, gefaehrlich, wir sollen schnell durchfahren, uns nicht lange in diesem Land aufhalten.... Wir sehen Wassertanks auf den Hausern, Muell liegt ueberall, Moscheen reihen sich neben Kirchen, Kinder laufen uns nach, dauernd wird gehupt, manche Autos bleiben stehen, fragen nach woher wir sind und wohin wir wollen, Hunde bellen und laufen uns nach...wir radeln schneller nach Shkodra um dort unsere neu gewonnen Freunde, Benjamin und Jean-Charles aufzusuchen. Dort angekommen herrscht Chaos pur: zig Autos durcheinanderfahrend, fast nur Maenner auf den Strassen, ueberall Staende auf den Strassen mit allen moeglichen Dingen - ein bazarartiger Zustand. Kuehe, Esel und Pferde rennen auf den Strassen herum, wir auf der Suche nach dem Hostel Florian. Es wird dunkler - es gibt keine Strassenbeleuchtung, tausend Menschen auf den Strassen, Schlagloecher...wir wollen am Liebsten wieder fluechten. Endlich im Hostel angekommen, bin ich erstmal so froh unsere franzoesischen Freunde mit einer Umarmung zu begruessen und fuehl mich somit auch gleich wieder geborgener: hier hinter den Mauern herrscht familaere Atmosphaere, es gibt leckeres Essen frisch aus dem Garten - alle sind freundlich. Wir erfahren auch, dass die Albaner ihre Flaggen wegen der 100 Jahre Freiheitsfeier aufgehaengt haben.
Am naechsten Tag schnuppern wir bei besseren Lichtverhaeltnissen in die Stadt, fallen als Touristen sofort auf, muessen uns erst an das albanische Leben gewoehnen, an das nicht so einfache einkaufen - daran, dass es einfach nicht ueberall alles gibt...

Abenteuerliche Faehrfahrt von Koman-Fierze mitten in den Bergen Ostalbaniens
Wir beschliessen, doch nicht so schnell wie moeglich raus aus Albanien, entlang der Kueste zu fahren, sondern ein Abenteuer zu wagen - wir wollen die Faehre von Koman nach Fierze nehmen und ueber die Berge nach Kukes und weiter nach Peshkopi zu radeln. Die Faehre ist abenteuerlich - Albaner steigen mitten im Nirgendwo aus, landschaftlich zeigt ich uns ein schoes Bild, unsere Schweizer Freunde sind mit am Boot.
Die Tage darauf ist das Wetter bescheiden, stets nebelig, kuehl, aber uns wird warm durch die durchschnittlichen 900hm am Tag. Die Landschaft weit weg von den Stadten ist schoen ruhig. Nach 10 Tagen Albanien haben wir 8000hm geschafft - wundersamer Weise auf perfekten Strassen (wahrscheinlich die besten Albaniens!), obwohl dort kaum jemand faehrt (EU Unterstuetzungs-Projekt Kukes Region). In den abgelegen Orten mitten in den Bergen sind wir stets eine Attraktion. Hunde und Kinder begegnen uns nicht immer auf angenehme Weise - auch Steine werden geworfen - Erwachsene Albaner kommen uns jedoch zur Hilfe...
Die Albaner: sie begegnen uns freundlich und aufdringlich, Kinder zuerst neugierig und interessiert, dann bettelnd und fordernd, schlussendlich aggressiv - wir wissen nie woran wir wirklich sind. In einem Bergdorft werden wir aufgefordert in einem wilden Garten zu schlafen, es wird mit dem "Ohne-Woerter-Buch" kommuniziert....Wir sind jedoch trotzdem staendig auf der Hut. Ich bin froh, dass wir zu viert mit unseren Schweizer Freunden Alena und Marcel unterwegs in Albanien sind.
Albanien: Das Land, waere es nicht voellig zugemuellt - wunderschoen! Die Strassenverhaltnisse oft ein Abenteuer. Kuehe, Pferde, Esel - alles befindet sich auf der Strasse und darf sogar die Autobahn benuetzen! So mussten auch wir ein kurzes Stueck Autobahn nach Kukes benutzen (nicht verboten! und wenig Verkehr). Das Essen ist gut und fuer unsere Verhaltnisse sehr billig, das Einkaufen ein Abenteuer, Spazierengehen bei Dunkelheit eher nicht so angenehm (keine-kaum Strassenbeleuchtung, zig Menschen und Tiere auf der Strasse, Schlagloecher, aufdringliche Kinder). Die Menschen gehen auf einen zu, sind freundlich und hilfsbereit - haben jedoch manchmal leider auch zu wenig Respekt und keine Erfahrung mit Touristen, manchmal fuehlt man sich eher als ein fahrender Geldschein, dem sie hinterherlaufen. Hunde streunen herum - sind leider auch sehr angriffslustig, was vor allem mir, als Hundeliebhaberin sehr schwer zu schaffen macht (wurde leider zwei Mal angefletscht und verfolgt - jedoch mit gutem Ausgang). Ich habe das albanische Fruehstueck liebgewonnen: tuerkischer Kaffee, Schafskaese, Gurke, Feigenmarmelade!!!!!, Brot und Omlette. Lecker!1kg Feigenmarmelade befindet sich nun bei mir im Gepaeck...:)

Der erste Frost - unterwegs mit dem Schweizer Paerchen, Mazedonien

Kaum aus Albanien raus ueber die Grenze nach Mazedonien herrscht wieder ein geordneteres Leben: Muell wird gesammelt, die Menschen nicht so neugierig auf uns. Wir radeln entlang eines Flusses zum wunderschoenen Ohridsee, verbringen zwei Naechte in der schoenen Stadt Ohrid, verabschieden uns von unseren Freunden und gehen wieder alleine unseren Weg - entlang des Sees, vorbei an der schoenen Kirche St. Naum, schlafen kurz vor der Grenze Albanien's am See und ueberstehen dort recht gut eine sehr stuermische Nacht mit schweren Gewittern.
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Friedliches Miteinander von Religionen
 
Ohrid See, Mazedonien
Zurueck in Suedalbanien zeigt sich das Land etwas anders: mehr Tourismus gewohnt - nicht so wild und chaotisch wie im Norden...wir fuehlen uns irgendwie wohler. Weiter geht es noerdlich von Korce Richtung Griechenland.
Schoen langsam macht sich eine Muedigkeit bei uns bemerkbar, die vielen Hoehenmeter waren strapazierend, die Kaelte und Naesse nimmt zu - wir wollen eine Winterbleibe finden und wieder mehr Tage an einem Ort verbleiben. Doch noch sind wir nicht sicher, ob wir Weihnachten und Silvester in Griechenland oder der Tuerkei verbringen. Unser naechstes Ziel heisst erstmal Meteora :) .... und wir sind gespannt, wie sehr wir die Krise in Griechenland spueren...

Zurueck in Albanien am Ohrid See
Albanische Strassenverhaeltnisse
Jonathan: Albanien werde ich auf jeden Fall nicht so schnell vergessen. Das Land wirkt irgendwie wie ein deplaziertes Land in Europa. Man fuehlt sich schon so weit weg von daheim. Und wenn man dann wieder ueber die Grenze kommt und die altbekannten Werbungen entgegenleuchten weiss man: So weit weg war man garnicht. Albanien und seine Leute sind einfach nur eine andere Kultur und das macht dieses Land so einzigartig.
Der Dreck oder der seltsame Umgang mit Touristen gehoeren wohl dazu wenn man das Land kennenlernen will. Wenn ich an Albanien zurueck denke dann faellt mir ein, dass die Flagge mit den zwei Koeopfen sehr gut passt.  Fuer mich repraesentieren sie die Gegensaetze denen man begegnet: zum Beispiel einen huebsch angezogenen Mann auf der Strasse in der einen Hand ein modernes Handy in der anderen einen Esel an der Kette, oder eine Frau, die mit Highheels den Hang hinauf klettert zu ihrem Dorf zu dem keine Strasse fuehrt.....
Ich bin sehr froh, dass wir Freunde gefunden haben mit denen wir Glueck und Leid teilen konnten. Erwaehnt sei auch, dass wir als, fuer albanische Verhaeltnisse reiche Menschen immer die Freiheit hatten zu sagen:" das waechst uns ueber den Kopf wir nehmen uns ein Hotel und goennen uns eine heisse Dusche ( Wenn nicht gerade Stromausfall ist ;)) Und Jetzt habe ich nichts von Mazedonien berichtet. Ich muss leider essen gehen der nette Herr bei dem wir zur Zeit schlafen laed uns wieder ein :) Nur kurz: Mazedonien ist auch schoen, so viel ich gesehen habe.

Albanien: Das Land mit dem Doppeladler - ein Land mit zwei Gesichter



Freitag, 16. November 2012

Sechste Etappe: Bezauberndes Montenegro


Atemberaubende Landschaft!!
Jonathan: Slowenien haben wir durchquert, Kroatien haben wir durchquert und jetzt auch Montenegro. Auch wenn wir nur einen kleinen Teil gesehen haben, waren wir so sehr beeindruckt, sodass wir gern noch länger geblieben wären. Die Menschen haben noch nicht die Schnauze von Touristen voll, wie das in Kroatien des öfteren der Fall war. Hoffen wir das es so bleibt.  Hohe Berge waren zu erwarten. Das wir sie mit dem Fahrrad überqueren, war eine spontane Entscheidung, die wir als neues cycler team, diesmal sogar zu sechst, getroffen haben. Und ich kann nur sagen, die Anstrengung und das viele Schwitzen haben sich auf jeden fall gelohnt. Denn wo es bergauf geht, da geht es auch wieder berab! Und eine gute Aussicht hat man auch nur von oben!
Albanien ist unser nächstes Ziel. Noch etwas weiter von Zuhause weg und noch eine fremdere Kultur. Soviel kann ich jetzt schon sagen, mal sehen was uns hier erwartet.

The best world-cycler gang ever! :)
Manu: I fell in love with Montenegro! Wow! Schon die prächtige Flagge an der Grenze verspricht viel von dem -vielen noch unbekannten- Land. Kaum gemeinsam mit den Schweizern über der Grenze, trafen sich unsere Wege mit zwei französischen Weltumradlern mit gossartigem Projekt: sie bieten erste Hilfe Kurse in Schulen auf der ganzen Welt an - nähere Infos unter: www.raidplanetesecours.com
Zu sechst im Konvoi fielen wir nun definitiv auf: beinahe jedes zweite Auto hupte, die Menschen grüßten und winkten uns zu, Kinder schenkten uns nach einer Übernachtung Wein bevor sie in die Schule mussten....wir fühlten uns herzlich willkommen. :)
Die Landschaft und die Höhenmeter raubten uns den Atem - wir überquerten den Pass Lovcen von Kotor nach Cetinje, erlebten dort in der Nacht ein Erdbeben und schöne gemeinsame Stunden, fuhren wieder getrennt entlang des Skadarsko Sees über Virpazar in Richtung Albanien, schliefen bei einem ehemaligen Polizisten, mit dem wir uns zunächst zwar kaum verständigen konnten, nachdem er uns hausgemachten Wein, Schnaps und Honig anbot waren allerdings alle Sprachschwierigkeiten nebensächlich .... hach, ich muss unbedingt wieder her! Bald - sehr bald - ich konnte die Berge rufen hören...nun, mit ein bisschen Wehmut rasten wir also den Berg wieder runter in Richtung dem ungewissen Land, aber auch unseren neu gewonnen Freunden Benjamin und Jean-Charles, die schon in Albanien waren, entgegen....
Milo King's Reich - ein sicheres Zuhause!


Fuenfte Etappe: Suedkroatien

Aussichtsplatzerl am "Abkürzungsweg" kurz vor Bosnien Herzegowina
Manu: Von der lieben Familie auf Pasman gut behütet, mussten wir uns richtig losreißen um wieder auf's Rad zu steigen und fortzuziehen....wieder zurück auf dem Festland versuchten wir einmal mehr eine Abkürzung - wie sich auch später immer wieder herausstellte, sind diese nicht wirklich kürzer dafür aber umso abenteuerlicher und landschaftlich schöner, allerdings auch anstrengender und ab und zu sogar recht schmerzvoll (meine Pedale küssten meine hinteren Wadeln blau-violett)...
Der Süden Kroatiens - entlang zwischen höher werdenden Bergrücken und dem Meer, durch ausgestorbene Touristenorte, vorbei an leeren Häusern, von Touristen müden Kroaten sowie wunderschönen einsamen Buchten. Wir besuchten von der UNESCO als Kulturerbe anerkannte AltStädte, unser Weg kreuzte sich mit erstaunlich vielen Gleichgesinnten die auch unterwegs in den Süden sind, schliefen auf abgelegenen wilden Campingplätzen mit wunderschöner Aussicht auf Sibenik oder neben Strandbuchten mit tuerkisblauen Wasser, badeten Nachts im Meer, wärmten uns am Lagerfeuer, tranken mit Izaak Wein in einem Steinhäuschen und schützten uns dort vor Wind und Regen und naschten unendlich viele leckere Strudel und Mahlzeiten mit Ajvar...in Split trafen wir zum ersten Mal das Schweizer Pärchen Alena und Marcel, vereinten uns wieder in Dubrovnik, wo wir bei einer Lehrerin in der Altstadt hausten und unsere Wäsche zwischen den Häusern auf eine Wäscheleine spannen durften, zelteten bei Marco im Naturpark und lauschten seinen spannenden Geschichten aus seinem Vorleben als erstaunlich wichtige Person und verschiedenen Positionen und wurden schlussendlich ja fast herzlich von den Kroaten an der Grenze zu Montenegro verabschiedet...
Kroatien - du siehst mich bestimmt wieder!

Wäscheleine in der Altstadt Dubrovnik verbindet mit der Nachbarschaft
Jonathan: Nachdem wir nach der langen Pause nun endlich wieder im Sattel sassen, ging die Reise gleich spannend los: Wir trafen einen Radler aus Belgien!! Er kam uns zwar entgegen, machte aber hinter uns kehrt, als er uns sah. Wir hatten wohl den gleichen suchenden Blick nach einem Schlafplatz, wie er. Die nächsten zwei Tage waren wir gemeinsam unterwegs, tauschten Erfahrungen und Geschichten aus. Er hatte deutlich mehr erlebt, schliesslich durchquerte er schon Belgien, Deutschland und Österreich bevor wir überhaupt eine Grenze passierten. Vom Sturm, der an der Küste wütete und beinahe eine Fähre versenkte, wie wir später erfahren haben, bekamen wir nicht viel mit. Es war zwar sehr windig, aber wir zelteten gut geschützt unter Olivenbäumen und zwischen Steinmauern.
Kroatiens Süden ist kein Geheimtipp mehr, aber er ist vor allem ausserhalb der Touristensaison, wenn die Weiden grün und die eisten Bars geschlossen haben sehr erholsam und schön! Und man trifft immer wieder Gleichgesinnte: Diesmal in Split. Radler aus der Schweiz, unterwegs nach China!! Und wieder tauschen wir Erfahrungen, Geschichten und Eindrücke aus, diesmal trennten sich unsere Wege gleich wieder, aber die kroatische Küste wird Richtung Süden sehr schmal und so trafen wir uns wieder und fuhren gemeinsam den Rest der kroatischen Küste entlang nach Montenegro.....
Jonathan umarmt einen uralten Baumriesen

Dienstag, 30. Oktober 2012

Vierte Etappe: Islandhopping :)


Schwimmende internationale Bicycles (AUT, GER, FR)
Manu: Hopp on - Hopp off. Die ausgestorbenen typischen Urlaubsinseln Krk, Rab, Pag und Uglian haben wir bereits hinter uns gelassen. Unsere Raeder sind ueber hohe Bruecken gefahren, auf Faehren und einem Taxiboot geschwommen, an wunderschoenen Hafenorten und einsamen Buchten gestanden und haben so wie wir Sonnenbaeder genossen und Salz abbekommen. Momentan befinden wir uns auf der Insel Pašman bei einer lieben Familie, geniessen es ein Dach ueber dem Kopf zu haben, waehrend es draussen stuermt und regnet. Die letzten Tage waren ein Traum! Sonne, baden im Meer, liebe Gastgeber, ein zufaelliges Treffen mit zwei weiteren Weltenbummler frueh Morgens auf der Faehre, welche von Nordfrankreich nach Griechenland unterwegs sind und auch schon so einiges erlebt haben. Einen Tag und eine Nacht haben wir gemeinsam verbacht, Tipps und E-Mailadressen wurden ausgetauscht, aber nun faehrt jedes Team wieder sein eigenes Tempo...vielleicht sieht man sich ja wieder - irgendwo, irgendwann...
Pausentage sind uns wichtig...Zeit zum Erholen, Pflegen, Waesche waschen, Reflektieren, Neu ordnen und Planen, ein warmes Bettchen und gutes Essen zu geniessen und ev. mal Baby zu sitten... Mein Bauch ist voll, meine Wadln sind staerker und fitter als je zuvor und ich bin fuer diese Jahreszeit so braun wie nie zuvor - schoen langsam komm ich ins Reisefeeling. Jippie! :)

Manu beim Lunch in Zadar
Jonathan: Nachdem wir gesehen haben, wie viel Verkehr auf der Kuestenstrasse ist, fuehlten wir uns nur bestaedigt, dass es keine dumme Idee ist auf die Inseln auszuweichen. Dort ist es tatsaechlich viel angenehmer zu fahren. Die Touristen sind weg, die Strassen leer, hier und da rast ein Auto vorbei sonst haben wir die gesammte Strasse fuer uns. Diese Etappe war schoen und abwechslungsreich und teilweise richtig heiss. Jetzt aber ist es kalt und wir sind gut untergebracht bei der Familie des Freundes meiner Schwester in dem kleinen Inseldorf Pašman. Die Wettervorhersage ist nicht unbedingt einladend fuer eine Radreise, aber zumindest einen Tag soll die Sonne scheinen. Den nutzen wir, um uns von den lieben Leuten loszureissen, die uns hier soo nett verpflegen.

Sonntag, 21. Oktober 2012

Dritte Etappe: ...und nun sind wir am Meer

Jonathan: Nach ca. 620 km von Wien bis an die Adria haben wir hier in Rijeka unser naechstes Etappenziel erreicht. Das Meer! Slowenien haben wir so ziemlich diagonal durchquert und ich kann sagen das Land ist wirklich sehr schoen mit seinen Huegeln, und Doerfern. Das schlechte Wetter haben wir abgehaengt, die Butter ist uns das erste mal zerronnen. Das sehe ich als ein gutes Zeichen: Es ist wieder warm. Den Campingplatz den wir angesteuert haben, weil wir in Rijeka noch keinen Couchsurfer erreicht hatten, haben wir mit seinen ca 10 Waschbecken, Duschen und Toiletten ganz fuer uns allein gehabt. Und jetzt sind wir doch in der Industriestadt Rijeka untergekommen und naechtigen auf einem grossen schwarzen Sofa. Was fuer ein unerwarteter Wohlstand!

Letzter und bisher schoenster Schlafplatz in Slowenien
Fuer die naechsten Tage ist statt Kuesten- fahren eher Insel- hopping angesagt mal sehen wie uns das liegt. Ich bin zuversichtlich!
Manu erholt sich am Pausentag in Rijeka    




Manu: Frueher als erwartet sind wir nun endlich am Meer angekommen. Und genauso hab ich es mir vorgestellt: Sonne, blauer Himmel, weites Meer, 24Grad. Von Wien bis zur Grenze Kroatien sind wir ganz genau 600km gefahren. Rauf und runter - durch einen nicht eingezeichneten abenteuerlichen Waldweg, auf stark befahrenen Strassen, vorbeirasenden Bussen und Autos mit oesterreichischen Kennzeichen wahrsch. auf dem Weg in den Urlaub. Wir haben nicht weit - eher schraeg neben der Strasse auf einer wuzi Wiese geschlafen, aber auch auf einer sehr schoenen Weide bei Sonnenuntergang und Ziegen auf dem gegenueberlichen Huegerl.
Aber es begleiten uns natuerlich nicht nur landschaftliche Gegensaetze auf unserer Reise, auch gefuehlsmaessige begleiten (vor allem) mich. Rauf und runter - schoene, aber auch unbequeme Plaetze, einmal fuehl ich mich unglaublich wohl, dann wird es mir wieder eng in meiner Haut und ich wuensche mir z.b. eine Jeans anzuziehen. Es zieht mich dennoch nicht zurueck. Ich wusste auf was ich mich einlasse und dass auch diese Momente auf mich zukommen - die psychischen Herausforderungen sind fuer mich genauso spannend zu bewaeltigen, wie die physischen (uebrigens mir kommt vor, meine Wadln sind schon staerker geworden ;)) - nur so entwickle ich mich weiter, lerne mich neu kennen.
Morgen verabschieden wir uns von unserem super netten Host Ivan in Rijeka - weiter geht es nach Krk.

Dienstag, 16. Oktober 2012

Zweite Etappe: Graz - Ljubljana

Dobrodošli die Wadln!
Manu: Mein neues Motto nach dieser Etappe lautet: "Es kann ja nicht immer schoen sein....!"
Manu im Regenoutfit und Regensmile
Kaum in Graz startfertig, schon kam auch der erste Regen....und dieser sollte auf dieser Etappe unser staendiger Begleiter sein.
Weitere 264 Kilometer sind wir nun von Graz gestrampelt. An der Grenze in Spielfeld wurden bei unserem gemuetlichen zweiten Fruehstueck (dieses haben wir nun fast taeglich) noch die letzten SMS verschickt, danach ging es auch schon zuegig voran - weiter zur schoenen Stadt Maribor, wo wir zum ersten Mal eine Couch surften (wobei eigentlich war es sogar ein Bett!) ;) (fuer alle die sich jetzt nicht auskennen: = wir haben bei jemanden gratis uebernachtet). Die weiteren Tage blieben bei mir eher feucht in Erinnerung - Abends im Zelt jedoch ist es immer schoen gemuetlich und ab und zu eine heisse Schoki (bzw. Tee und Mannerschnitten!) erfreut auch wieder das Gemuet :)
So also erreichten wir gesteren Mittag recht gatschig, aber bei Sonne die Hauptstadt Sloweniens - unser 2. Etappenziel. Waehrend es Nachts in Schaffeln schuettete, uebernachteten wir in einem Hostel (in einem Bett!!! juhuu!) und trockneten unsere frisch gewaschene Waesche verteilt im ganzen Zimmer. Und auch wir wissen es zu schaetzen, wieder mal von Kopf bis Fuss sauber zu sein (die Katzenwaesche vorgestern Abends (mit dem Koerper ganz in den Fluss) ist doch recht kurz ausgefallen). Heute Vormittag sind wir ein paar Gassen weiter gezogen, verbringen eine weitere Nacht auf einer Couch und haben nun auch Ljubljana besichtigt :)
Fazit dieser Etappe: Es kann ja nicht immer schoen sein (wetterbedingt aber auch gemuetsbedingt)...
Aber jetzt will ich endlich Meeeeeeer!!!! :)
Abends: unser Zeltinnenleben  
Jonathan: Auf die Grenze aus Oesterreich hinaus habe ich mich schon sehr gefreut. Irgendwie merkt man erst wenn die Menschen eine andere Sprache sprechen, dass man nun wirklich auf Reisen ist, all diese Entfernung mit einem Fahrrad zurueck gelegt zu haben ist ein umso schoenerer Gedanke. Das schlechte Wetter vor dem wir uns immer gefuerchtet haben, hat uns nun eindeutig erwischt. Trotzdem sind wir dank guter Ausruestung nicht nach Ljubljana geschwommen sondern geradelt! Die Pause hier in dieser schoenen Stadt war bitter noetig. Einerseits um die Kleider zu waschen und alles zu trocknen, andererseits um sich an das Normaden- Leben zu gewoehnen fuer dass wir uns entschieden haben.
Und jetzt geniesse ich noch einmal den Luxus einer Couch und freue mich auf die naechsten Tage Richtung Meer.

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Erste Etappe: Wien - Graz

Start - Glasergasse/Rögergasse, 1090 Wien
Manu: Besser konnte unsere Abenteuerreise nicht beginnen - ein herrlicher Herbsttag! :) 
Die Fahrt durch Wien zog sich ewig - überall Ampeln, die uns immer wieder zum Stehenbleiben gezwungen haben. Der erste Tag war mehr durch die vielen stinkenden Autos, als durch schöne Landschaften geprägt. Aber umso weiter wir uns von der Großstadt entfernten, umso ruhiger und gemütlicher wurde es. Vorbei am Türkensturz - immer näher zum Wechsel. Um meine Knie zu schonen ging´s bergauf meistens zu Fuß. Langsam auffi, dafür aber mit rund 40km/h wieder owi... :D
Durchschnittlich 50 Kilometer waren unsere Tagesetappen lang - das Wetter ein Traum! 
Die Pause in Graz tut gut - unsere Wäsche ist nun wieder sauber, in einem Bett schlafen und warm duschen wird genossen und die weiteren Etappen sind geplant. Die Anspannung steigt - morgen geht es also weiter, ab Donnerstag sind wir aus unserem Heimatsland draußen....was dann wohl auf uns zukommt? 

Kurz vor Eggendorf/Stmk im Feld

Unser Wildcamping-Platz im Feld, gleich neben einem kleinen Bach in dem wir uns gründlich waschen konnten. Es ist nicht immer leicht rechtzeitig, also vor Einbruch der Dunkelheit einen guten, geschützten Platz zu finden - dazu braucht es manchmal wirklich gute Nerven...
Unser Abendmenü an diesem Tag: Rotkraut, Erdäpfelpürree und veg. "Sojaleberkäse" :)

Jonathan: Auf diesen Moment habe ich gewartet: Mit dem vollgepackten Fahrrad aus Wien hinaus ins Land zu fahren, auf die erste Herausforderung, dem Wechselpass entgegen. Wir haben uns Zeit gelassen und haben es eigentlich leicht geschafft, hatten eine lustige Begegnung mit Autostoppern, schliefen in einer Villa, aber auch auf einem mini Zeltplatz neben der Straße, der wohl letzte gerade Fleck vor dem Wechsel. Auf den ersten 220 km haben wir schon so einiges erlebt. Ich bin schon gespannt was noch auf uns zu kommt. Morgen fahren wir nach Slowenien. 
        












































































































1. Etappenziel erreicht (man beachte meine sexy Fußschlüpfer! :D)







Donnerstag, 4. Oktober 2012

Kurz vor Abflug...

Jonathan:
Jetzt ist es so weit wir haben alles verstaut die Vorbereitungen sind beendet. Endlich! Jetzt erst kommt der Teil von dem ich immer geträumt habe. Vom Vorbereiten habe ich nie geträumt, aber das ist wohl der Preis den man zahlen muss, wenn man so ein großes Vorhaben umsetzen will. Wir haben spontan die Abreise um 5 Tage verschoben. Da war irgendwie immer noch etwas zu erledigen und weil das nicht gerade lustig war, kam mir die Zeit sehr lange vor. Aber jetzt bin ich sehr zuversichtlich, dass wir morgen starten. Wie weit wir kommen ist mir eigentlich egal - Hauptsache wir kommen endlich los! Wie gut unsere Räder sind, werden wir in den nächsten Tagen sehen. Ersatzteile haben wir jedenfalls genug, zumindest für die "Standardpannen". Ich wünsche uns eine gelungene Reise!!!!!!

Manu beißt durch und prüft die unplattbaren Reifen...
Jonathan's (später nochmal reduziertes) Gepäck...
Manu:
Die Vorbereitungszeit war gefühlsmässig eine Achterbahnfahrt für mich- so viel Dinge im Kopf, die zu erledigen sind. Ist ein Punkt abgehackt, kommt auch schon der nächste dran...Tag um Tag, Stunde um Stunde - ohne mehreren "To-Do"Listen, die immer wieder auf's neue aktualisiert werden gar nicht möglich sich alles zu merken. Dazwischen immer wieder liebe Menschen treffen, um mit ihnen gemeinsam noch Zeit zu verbringen, ihnen "Lebe wohl" zu sagen und wie wichtig sie einem sind- wieso tun wir das eigentlich sonst so wenig?! Nun heißt es loslassen...und das geht nicht, ohne manchmal wie ein Schloßhund zu heulen - Gefühle brechen auf, lösen sich....loslassen...
Eigentlich bin ich im Kopf schon länger auf Reise - am Liebsten hätte ich schon vor einiger Zeit alles liegen und stehen gelassen und wäre losgefahren - zu viel organisieren, planen, Ausrüstung kaufen - man hat das Gefühl es endet nie...STOPP. Bald dreht sich die Zeit langsamer. Wieso eigentlich nicht schon jetzt?!
Ich freu mich schon so sehr meine eigenen Grenzen besser kennenzulernen, auszuweiten, auf die Kraft der Natur, fremde Länder, Landschaften, Kulturen und Menschen. Ich freu mich auf das LeBeN :)
Natürlich spielt auch meine Angst eine Rolle - die Angst vor dem Unbekannten, Neuen. Es bedarf auch einiges an Mut auszubrechen, aufzubrechen. Es tut sooooo unendlich gut, zu spüren, zu wissen, dass so viele liebe Menschen um uns herum sind, die uns zuhören, unterstützen, gut zureden und mit uns mitleben. DaNkE euch allen!! :* Es ist so schön, dass es euch gibt!!
So, die letzten Kisten sind also im Heustadl, auf Dachböden etc. verstaut, viele Dinge ausgemistet und anderen gegeben, die es brauchen können, die letzte Impfrunde sowie Arztbesuche erledigt, Passbilder gedruckt, wichtige Dokumente kopiert, Rechnungen bezahlt, die letzten Arbeitsstunden hinter uns gebracht und die "unplattbaren" Reifen montiert...auch die letzten Tränen sind geflossen. Zeit ist es wirklich ganz loszulassen und loszufahren. Morgen ist es endlich so weit!!! :)

PS: Wenn ihr kommentieren wollt: auf Kommentar unterhalb des Post's klicken - schreiben - und unterhalb, bei der Funktion "Kommentar schreiben als" auf "Anonym" einstellen.


Sonntag, 26. August 2012

Mitten in den Vorbereitungen...



"Mutig", "lebensbereichernd" sagen die einen, 
"viel zu riskant, "lebensgefährlich", sagen die anderen. 

Wilhelm Busch sagt:
"Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele:
Freude, Schönheit der Natur,
Gesundheit, Reise und Kultur,
darum Mensch, sei zeitig weise!
Höchste Zeit ist's! Reise, reise!"

Schon seit einiger Zeit sind wir nun mit den Vorbereitungen beschäftigt: wir wälzen uns durch Reise- und Krankenversicherungen jeglicher Art, notwendigen oder überflüssigen Impfungen - dürfen uns Kommentare von Pharmazeuten anhören, wie: "Die Route ist eine Freude jeder Pharmafirma und jeden Tropenmediziners - möge der Saft mit dir sein", sind nun bei diversen Organisationen wie Couchsurfing und Wwoof angemeldet, tüfteln über die anfängliche Reiseroute nach und schmökern in unser neuen Bibel "Neuer grosser Atlas der Welt"....achja, und ganz nebenbei hat Manu auch noch erfolgreich ihr Studium beendet :)

Eines steht für uns schon länger fest: "Langsam reisen" ist unser Motto - wir wollen beobachten und spüren wie Landschaft und Menschen sich verändern. Deshalb starten wir die erste Etappe mit dem Radl und fahren bis wir für uns unser Ziel erreicht haben... Auf jeden Fall aber soll es Richtung Südosten gehen - nach Nepal und weiter nach Süd-Ostasien und wo auch immer es uns hinzieht. 

Gemischte Gefühle von Anspannung und Vorfreude sind derzeit unsere Begleiter...
Wir wissen nicht wie lange wir unterwegs sein werden: Deshalb möchten wir vor Abfahrt im Oktober mit unseren Liebsten beim Heurigen den Start unserer Reise, den Studiumsabschluss von Manu und das Leben feiern und hoffen auf ein schönes Fest!